VOLKSDORFER SCHULKATE
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Geschichte auf einen schnellen Blick
1752 in Volksdorf erbaut
1830 nach Ohlstedt verkauft
1983 in Ohlstedt abgetragen
1989 in Volksdorf wieder aufgebaut
1990 bezogen

Geschichte auf den zweiten Blick
1752 erbaut als Schulgebäude oben auf dem heutigen Kirchberg Rockenhof
1830 auf Abbrauch verkauft nach Hamburg-Ohlstedt und dort in der Alten Dorstr. 23 wieder aufgebaut.
1983 Abbruch in Ohlstedt, eingelagert
1989 Wiederaufbau in Hamburg-Volksdorf, Im Alten Dorfe 60
Mit dem Museumsdorf bildet es ein Ensemble.
2016 unter Denkmalschutz gestellt.

Eine Privatinitiative um den Architekten Dietrich Raeck aus Volksdorf trug 1983 mit Freunden und Bekannten das Gebäude vorsichtig ab und lagerte es sechs Jahre ein. 42 Ehrenamtliche halfen.
1989 konnte mit dem Wiederaufbau  begonnen werden. Nur wenig neues Holz musste ergänzt werden. Selbst die Steine aus der Ohlstedter Zeit wurden innen wieder eingebaut.

Der "Verein Schulkate Volksdorf e.V." vermietet das Erdgeschoss an den Bierverlag Bohnhoff aus Duvenstedt:
am 1.3.1990 eröffnete das "Bier-Restaurant Eulenkrug".
Das Dachgeschoss vermietet der Verein an Gruppen aller Art für Treffen und Veranstaltungen zu sozial abgestimmten Preisen.

Geschichte der Volksdorfer Schulkate

Geschichte der Volksdorfer Schulkate von 1752 bis 1990

1684 begann in der hamburgischen Exklave Volksdorf (seit 1437 als nie eingelöster Pfand in hamburgischem Besitz) auch die Zeit des Schulunterrichts. Der Unterricht fand für die wenigen Bauernkinder, deren Eltern es sich leisten konnten, zu Hause beim Schuster Michel Kohmann in dessen Kate "In de Grund" (heute "Dorfwinkel") statt. Damals  übernahmen meist Schuster oder Schneider die Arbeit eines Schulmeisters, um ihr kärgliches Einkommen aufzubessern. Bereits ein Jahr später durfte er sich eine eigene Kate zum Wohnen und Unterrichten bauen. 1748 war der Schulmeister Jochen Kohmann - wieder ein Kohmann, wieder ein Schuster - alt geworden. Die Dorfkinder brauchten einen neuen Lehrer - und damit auch gleich eine neue Schule. Denn auch die Kate war in die Jahre gekommen. Inzwischen gab es die Schulpflicht und damit reichte die Stube eines Schusters oder Schneiders für die nun größer gewordene Schar an schulpflichtigen Kindern nicht mehr aus. Doch die Gemeinde konnte sich keinen Schulbau leisten.

1752 zu Anfang des Jahres war der Hamburger Kaufmann und Senator Boetefeur zum Waldherren, dem für die hamburgischen Walddörfer zuständigen Senator, ernannt worden. Er hatte die Nöte der Bauern erkannt. Er half überall, wo die Sorgen am Größten waren. Mit seiner Hilfe und seinem Geld wurde ein Schulneubau in Volksdorf möglich. Bereits im selben Jahr wurde das Gebäude oben auf dem heutigen "Kirchberg", einem von zwei eiszeitlichen Sandhügeln, den Heidbergen, errichtet (nach Errichtung der Schulkate bis zum Bau der ev.luth. Rockenhofkirche 1952 "Schulberg" genannt; der zweite Heidberg wurde 1912 als Grundlage für den U-Bahnhof umgestaltet). Dieses neue Schulhaus wurde 1752 noch ganz in der hergebrachten Tradition eines bäuerlichen, strohgedeckten Wohnwirtschaftsgebäudes im Typus des niederdeutschen Zweiständer-Fachhallenhauses (Fachwerkhaus) erbaut. Im Wohnteil, dem Kammerfach, befanden sich eine Wohnstube und eine Schulstube (3,90m x 5,20m). Im hinteren Teil des Hauses, dem Flett und der Groot Deel, konnte der Schulmeister - nach wie vor hauptberuflich Schuster oder Schneider - in einfachstem Stil bäuerlich wirtschaften.

Vom Schulgeld allein konnte ein Schulmeister auch nach Einführung der Schulpflicht nicht leben. Das Schulgeld kam spärlich ein. Weiterhin verdiente er sich als Schuster oder Schneider seinen Unterhalt. Der Schulmeister genoss im Dorf wenig Ansehen und war gezwungen, ein ärmliches Leben zu führen. Die Kinder besuchten den Unterricht nur unregelmäßig, mussten viel auf dem elterlichen Hof helfen, kamen oft nur im Winter und bezahlten nur bei Anwesenheit. Erst durch die Landzuteilung im Rahmen der Verkoppelung 1799 wurde der Lehrer wirtschaftlich besser gestellt. Jetzt erhielt er 78 Quadratruten Gartenland zur persönlichen Nutzung. Das entsprach dem Besitz einer Brinksitzerstelle, einem Helfer auf einem Bauernhof, mit eigenem Haus und etwas Land.

1828 zeigte es sich, dass die Schulkate baufällig geworden war. Da die Schule ohnehin zu klein geworden war, entschloss man sich zu einem Neubau, der nun wirklich einer Schule entsprach. Die Kate von 1752 wurde auf Abbruch verkauft.

1830 fand sich der Ohlstedter Vollhufner (Bauer mit einem vollwertigen Hof, im Gegensatz zum Halbhufner und Brinksitzer mit geringerem Landbesitz) Cord Hinrich Bock (der ca. 1832 die Schmiede in Wohldorf erbaute) als Käufer. Er kaufte die Kate am 20.7.1830, brachte das Abbruchmaterial nach Ohlstedt und baute die Kate an der Alten Dorfstraße 23, Ecke Melhopweg wieder auf.
Eine wechselvolle Geschichte begann. Sie ist nur in Teilen bekannt. So ist leider unbekannt, wann die Kate um ein Fach mit dem Schaugiebel (Vollgiebel am Witschaftsteil, statt des üblichen Krüppelwalms) verlängert wurde. Die geänderte Konstruktion
ist heute noch im Dachraum erkennbar!

1983 hatte der Heimatforscher Alf Schreyer (1915 - 1993) mehrere Artikel zur Geschichte der Schulkate veröffentlicht. Rechtzeitig vor dem Abriss der Kate und deren endgültigem Ende auf einer Kippe berichtete die Vereinsschrift des Bürgervereins Walddörfer, "Das Waldhorn", dem dieser Text hier zu Grunde liegt, in seiner Ausgabe Nr.2/83 davon. Hierauf beschloss die Initiativgruppe Johanna Hedrich, Christel Soethe, Jochen Beckmann und Architekt Dietrich Raeck, die Kate zu retten, sie fachmännisch abzutragen und für einen Wiederaufbau einzulagern. Insgesamt fanden sich 42 freiwillige Helfer, die beim Abtragen des Hauses stunden- oder tageweise mit Hand anlegten! Selbst die Ziegelsteine wurden einzeln ausgebaut, gereinigt und auf Paletten gelegt. Noch musste das Reet vom Dach entfernt werden, dann kamen Zimmerleute und ein Kran, die das inzwischen nummerierte Fachwerkgerüst vorsichtig auseinander nahmen. In nur einem Monat und einem Tag (Mo.2.5.-Fr.3.6.1983) war die Arbeit geschafft. Glücklicherweise hatte das Denkmalschutzamt Hamburg die Kate vorher aufmessen lassen. So standen gute Planunterlagen zur Verfügung. Die Hölzer konnten auf den damaligen hamburgischen Staatsgütern Wulksfelde bei Tangstedt (Fachwerk) und Wulfsdorf bei Ahrensburg (Türen und Fenster) sowie die Mauersteine (auf Paletten) beim Amalie-Sieveking-Krankenhaus in Hamburg-Volksdorf gelagert werden. 

Was keiner ahnte, die Suche nach einem geeigneten Standort und die Finanzierung des Wiederaufbaus zogen sich sechs Jahre hin. Aus der Initiative musste ein Verein werden, um mit der Liegenschaft der Stadt Hamburg über den Erwerb eines Grundstücks verhandeln zu können. 1986 wurde der  "Verein zur Erhaltung der ehemaligen Volksdorfer Schulkate von 1752 e.V." gegründet (2004 umbenannt in "Verein Schulkate Volksdorf e.V.").  Nach dem Abschluss des Mietvertrags mit dem Bierverlag H.u.K. Bohnhoff aus Duvenstedt über Räume für Gastronomie im Erd- und Obergeschoss am 8.12.1988, konnte endlich am 7.3.1989 der bereits vorbereitete Erbbaurechtsvertrag mit der Freien und Hansestadt Hamburg unterzeichnet werden. Sogleich ging es mit den Arbeiten unter der Leitung des Volksdorfer Architekten Dietrich Raeck los!

1989 bei heftigem Regen waren bereits am 18.2.1989 die riesigen Balken in Wulksfelde per Hand auf einen alten Laster aufgeladen und nach Volksdorf transportiert worden. Den Wiederaufbau des Original-Fachwerks übernahm der Fachwerk-Restaurator Bodo Vogel aus Ottersberg (Projekte von ihm sind
Nähmaschinenhaus Lange Reihe 61, Baron-Voght-Instenhäuser am Jenisch Park, Rugenbarg 10, Valentinskamp 34, Holzdamm 41, Kirche Nienstedten, Schloss Wörlitz, Dominsel Brandenburg, div. Gebäude auf Föhr u.v.a.m.). Nur wenige Ergänzungen und Ausbesserungen waren notwendig. Die Hölzer befanden sich in einem überraschend guten Zustand. Drei Eichen hatte der Volksdorfer Förster Bergner
an den Bocksbergen bereits für die Schulkate fällen lassen. Sie wurden in dem Sägewerk Peemöller in Ahrensburg-Tiergarten auf Maß zugeschnitten. Die großen Findlinge (eiszeitliche Natursteine) unter den Schwellen bekamen wir vom Ausgrabungsgelände des 1806 abgerissenen Doms neben der Hamburger Hauptkirche St.Petri. Sie wurden per LKW nach Volksdorf geschafft; die kleinen Findlinge wurden von Helfern am Lottbeker Stauteich (Stausee) und an den Bocksbergen aufgelesen (daher "Lesesteine" genannt). Die Original-Ziegelsteine wurden per Menschenkette von Mitgliedern des NABU, Ortsgruppe Walddörfer, am Amalie-Sieveking-Krankenhaus auf ein Treckergespann des letzten Volksdorfer Bauern, Claus Ferck VII, auf- und an der Baustelle "Im Alten Dorfe" wieder abgeladen (die Paletten waren nach sechs Jahren Lagerung nicht mehr für den Transport geeignet). Die Firma Albert Gehrmann GmbH aus Berne baute die Steine im Innern der Kate wieder ein. Dort sind sie heute noch sichtbar! Außen mussten neue Steine verwendet werden. Sie wurden von einer belgischen Ziegelei im Sonderformat gebrannt. Die Eingangs-Pflastersteine stammen von dem Feld westlich der Bocksberge beim Bredenbeker Teich. Sie brachte ein Treckergespann des Demeter-Hofes "Gut Wulfsdorf" nach Volksdorf.

Das Richtfest mit Grundsteinlegung wurde am Fr. 30.6.1989  mit geladenen Gästen feierlich begangen. Die in Barmbek alt eingessene Sanitärfirma Walter Reyher GmbH spendete die handgefertigte Kassette. Sie wurde mit diversen, für die Nachwelt interessanten Unterlagen, wie geschichtlichem Abriss, Aufmaß- und Bauplänen, Tageszeitungen, den Wochenblättern "Heimat Echo" und "Markt" gefüllt. Die Kassette wurde verlötet und unter dem Schornstein eingemauert. Die Ansprachen hielten der Leiter des Denkmalschutzamtes, Prof. Dr. Fischer, wohnhaft in Volksdorf, und der Heimatforscher Alf Schreyer aus Ohlstedt. Der Chor der Grundschulschule Ahrensburger Weg sang und die Freiwillige Feuerwehr Volksdorf gab Erbsensuppe aus. 

Das Reetdach konnte erst im Herbst 1989 von der Firma Klaus Steenbock aus Duvenstedt eingedeckt werden. Danach gab es für die weiteren Bauarbeiten eine trockene Baustelle. Der Innenausbau und die Einrichtung des Restaurants dauerte noch bis zum folgenden Frühjahr. Am 1.3.1990 eröffnete der aus Volksdorf stammende Ahrensburger Wirt Uli Schult im Erdgeschoss sein Bier-Restaurant EULENKRUG (benannt nach einem ehemaligen Krug an der Chaussee von Ahrensburg - damals noch Woldenhorn genannt - nach Wandsbek, der Landstraße, die jeder noch als B75 kennt, die nun aber ihren Status als Bundesstraße verloren hat, dort am Abzweig der Eulenkrugstraße nach Volksdorf, der bis vor einigen Jahren weiter nördlich lag). 

1990 im November erfolgte die Einweihung der vereinseigenen Räume im Dachgeschoss (Veranstaltungsraum, Pantry, WC). Der Eigentümer der Schulkate, der "Verein zur Erhaltung der ehemaligen Volksdorfer Schulkate von 1752 e.V." gestaltete ein einwöchigen Programm. 

Seitdem wird der Raum von Vereinen (wie Kulturkreis Walddörfer), Gruppen (wie Bündnis Volksdorf), Privatpersonen (wie Kunstkreis) und Gewerblichen (wie Musikalische Früherziehung für Kinder) genutzt.
Der NABU - damals noch Deutscher Bund für Vogelschutz DBV genannt - stiftete die Erstausstattung des Mobiliars und pflegte jahrelang den Außenbereich außerhalb des Grundstücks. Die Pflege des Grundstücks ist Sache des Wirts. 

Die Geschichte ab Bezug der Schulkate 1990 finden Sie unter Chronik

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